29. Dezember 2008

Weihachtsgedusel

Da war es schon vorbei. Das Fest meine ich.
War es ein Fest? Beerdigungen nennt man auch ein Fest, oder?
Aber ja, es war ein Fest und wirklich beinahe so traurig wie eine Beerdigung, aber auch so froh wie Weihnachten sein sollte.
Es war ein komisches Gefühl, nicht zusammen mit meiner Familie zu sein - keine Weihnachtstreitereien, gebrochenen Kugeln, Unfälle beim Tannenbaumschmücken, misslungene Leckereien und keine Lichterkettenentwirrungen. Eine harmonische Familie eigentlich - sollte man meinen. Die Antwort jedoch darauf, wieso Weihnachten so besinnlich und ruhig wie noch nie zuvor in meinem Leben war, ist dass es fremd war. Niemand, mit dem ich mich streiten konnte, ohne auch nur einen Grund dafür zu haben und auch niemand, bei dem ich mich in den Schoß kuscheln konnte. 
3 meiner Gastgeschwister sind nach Hause bekommen und erst einen davon habe ich vorher kennen gelernt. Der Anblick von dieser Geschwisterliebe, wie sie mit einander kabbeln und ironische Bemerkungen zuwerfen, hat mich sehr neidisch - und auch traurig gemacht. Was hätte ich dafür gegeben nur für ein paar Tage zu Hause sein zu dürfen?
Depressiv? Nein, eher überschattet von Heimweh, doch ein kleines Licht der Freude konnte die Dunkelheit nicht erdrücken. Ein Haufen an nutzlosen Geschenken war es nicht, eher die Freude an der Gesellschaft und das Gefühl jeden Tag alle besser kennen zu lernen. 
Das war wahrscheinlich mein schönstes Geschenk, dicht gefolgt von einem Anruf aus der Heimat. 

16. Dezember 2008

Die Sache mit der Liebe...


Ein Totalreinfall war der Ball nicht. Aber das Highlight des Wochenendes auch nicht.
Mal wieder tanzen, das war toll. Doch leider entsprach die Musik nicht ganz meinem Geschmack, ebenso wenig wie das Essen - bis auf den Nachtisch, der war genießbar.
Die Ballkönigin wurde ich tatsächlich nicht, dabei war es wohl meine größte Chance im Leben, denn auf einen Ball mit nur 70 Jugendlichen werde ich wohl nie wieder kommen. 
Zwischen Langweile und ein bisschen bei schlechter Musik abtanzen, um nicht zu depressiv und passiv auszusehen, fraßen sich der Anblick mehrerer Paare in meinem Gehirn fest. 
Warum haben andere so viel mehr Glück als ich? Nee du, heute kein Selbstmitleid. Ich meine eher: Wieso interessiert sich kein einziger Junge für mich? Nicht, dass mir jemand spezielles aufgefallen wäre, aber ist ein bisschen Zuneigung zu viel verlangt? 
Die letzte Stunde des Balles hat mir den ganzen Abend, der sowieso nicht der Knaller war, noch weiter versalzt: Nach der Wahl des Ballpaares wurden ausnahmslos Schmusesongs gespielt. Jetzt demütigt man mich schon damit!
Mir kommt es so vor, als ob ich das einzige 16-jährige Mädchen in dieser Welt bin, das noch nie einen Freund hatte, geschweige denn geküsst wurde. Kleinkinderküsse im Alter von 4 bis 6 Jahren kann man ja wohl kaum dazuzählen, oder?
Dabei bin ich noch nicht einmal sonderlich hässlich: Ich habe keine Brille, keine Zahnspange, keine Hakennase und keine auffallend viele Pickel. Eigentlich sehe ich aus, wie viele. Kein Model, aber auch nicht so hässlich, dass man sich im Bus nicht neben mich setzen würde.
Ehrlich gesagt glaube ich aber auch nicht, dass es ein Problem des Aussehens ist, denn selbst diejenigen, die fad wie meine Nudelsuppe aussehen, bekommen doch einen ab.
Es muss ein tolles Gefühl sein, sich an jemanden schmiegen zu können, wenn es einem mal wieder richtig schlecht geht. Wie fühlt sich das an, wenn man einem Menschen so nah ist, wie keinem anderen zuvor?
Okay, die Phase, in der ich einem Menschen am nähsten war, ist schon vorbei. Aber kann man die Zeit eines Embrios in der Gebärmutter seiner Mutter zum Lebensabschnitt eines Menschens zählen?
Klar, ich bin nicht so ein Sozialfall wie das Mädel in "Ungeküsst" (mit Drew Barrymore) und ich brauche auch (noch) keine zweite Chance, um das "normale" Leben eines Teenagers zu führen, denn die erste Chance ist noch nicht vorbei. Aber wer sagt mir, ob ich überhaupt eine zweite bekomme, wenn ich die erste kaputt gemacht habe? 
Ein Hollywoodfilm ist alles andere als realistisch und noch unrealistischer ist das Happy-End, dass die Produzenten sich nur so ausdenken müssen, damit jemand den Ramsch kauft und nicht die ganze Welt an Depressionen und Minderwertigkeitsgefühlen leidet, sodass Psychiater bald mehr verdienen als Filmstars wie Brad Pitt oder Keira Knightley zusammen. 
Tatsächlich jedoch werde ich wahrscheinlich eher eine der Hauptkonsumenten der kitschigen Hollywoodfilme sein, bis Mr. Right vor der Tür ist, aber ich mich  kaum mehr aus meinem Zimmer bewegen kann, da mich der Schmalz an die Kiste angeklebt hat. Alles bloß "Selbstbefriedigung"? Nein, wohl eher Flucht in eine andere Welt.
Blöd nur, dass jeder Film ein Ende hat und es einen umso härter ins Gesicht schlägt, wenn der Bildschirm vor den Augen erlischt und man in die Röhre glotzt. Schwarz glotzt dich das unendliche Nichts an. 
Kann das "Nichts" eigentlich unendlich sein? Eigentlich existiert doch gar kein "Nichts", alles ist irgendwie existent, auch wenn es sich nur um Luft handelt. - Sie ist immerhin lebensnotwendig. Und was ist eigentlich unendlich? Solange man sich etwas vorstellen kann, ist etwas noch lange nicht unendlich. 
Jetzt  lassen sich die Tränen meistens kaum aufhalten, langsam rollen sie die Wangen hinab und die Frage nach dem "Warum" lässt sich nicht verdrängen.
Warum?

13. Dezember 2008

Tag X


Heute ist wirklich Tag X, an dem ich endlich mal wieder raus komme und mich richtig unter das Volk mische. Warum nicht schon früher? Ganz einfach: Hier ist weit und breit nichts - wirklich GAR NICHTS! (Na ja, abgesehen von einer Bibelgruppe, die vorzugsweise nur Kinder bis 13-jährige besuchen.)
Gleich geht es also wieder auf die Piste, leider ist es jedoch auch die einzige Möglichkeit im ganzen Jahr! Der Weihnachtsball... Sicherlich kommen alle total aufgemotzt, tragen eine Parfumwolke von 3 km Länge hinter sich her und die armen Mädchen frieren sich alle mit den dünnen Kleidchen ab. So wie ich. =)
Der Bus startet hier um viertel vor 7 und um 2 in der Nacht ist alles auch schon vorbei, ich werde eine der ältesten sein - das ist hier leider immer so. Aber ich hoffe, dass es trotzdem ganz lustig werden kann. Optimistisch bin ich zumindest!
Und wenn dann doch alles total langweilig ist, die Musik einfach grottig ist und keiner sich mit mir unterhalten will - dann gibt es immer ja noch das Essen! 
Die Tatsache, dass ich Bälle generell eigentlich nicht sehr mag und dass bei diesem auch ausnahmslos Jugendliche sind, die nichts besseres zu tun haben, als mit Essen rumzuwerfen, hält mich jedoch nicht davon ab. Alle gehen hin, wie isolierend würde das denn aussehen, wenn ich daheim bliebe? Gemütlicher wäre es auf jeden Fall, aber ich werde es überleben. Selbst die längste Nacht ist irgendwann vorbei...
Dafür habe ich mich heute schon genug mit Putzarbeit abreagiert, ist ja bald Weihnachten, da muss alles picobello sein. 
Also aber jetzt ab in die Dusche! Die Ambitionen Ballkönigin zu werden habe ich nicht unbedingt, dafür fehlt mir aber auch eindeutig der Ballkönig! Ich hoffe, ich kriege dieses Tuchtelwuchtel mit meinen Haaren hin. Haarspray ist blöderweise auch leer, aber das wird schon halten - hoffe ich!

12. Dezember 2008

Angst - aber wovor?

Kennt ihr das, wenn ihr oft nachts aufwacht und  jederzeit bereit seid aus dem Bett zu springen, da der Wecker klingelt? Doch dann, wenn er wirklich klingelt, liegt man das erste Mal in der Nacht in tiefen Träumen. Der Kopf brummt, man stellt den Wecker aus und schlummert weiter. 

"Soll ich jetzt wirklich aufstehen?" - Aber man bleibt liegen.
Wenn der Wecker das zweite Mal klingelt, schaltet man ihn aus und steht auf. Im Dunklem tapst man in das Badezimmer und drückt auf den Lichtschalter.
Gleißendes Licht blendet dich, sodass du blinzeln musst und mehr blind zum Waschbecken läufst und dir eine Ladung Wasser ins Gesicht spritzt. 
Im Spiegel kannst du sehen, wie die Tropfen über dein Gesicht laufen, tiefe Augenringe hängen lila-rot an deinen Lidern und zu allem Überfluss kleben deine Haare fettig in die Stirn. Ein Blick auf die Uhr zeigt, dass keine Zeit zum Haare waschen ist.
Also gehe ich heute morgen hoch und rede mir ein, ich hätte Kopfschmerzen. Ob ich sie wirklich hatte, weiß ich gar nicht mal. Es war einfach nur eine Art "Angst", die mich davon abgehalten hatte, heute in die Schule zu gehen. 

Angst, wovor?
Es gibt keinen Grund: Ich hätte weder eine Arbeit geschrieben, noch hatten wir ein Fach, das ich nicht ausstehen konnte - denn ehrlich gesagt, gibt es kein Fach, dass ich abgründig hasse; vielleicht ein bisschen verabscheue, aber nicht hassen!
Liegt es an dem Alltag, immer dasselbe zu tun?
Die Langweile, die mich beinahe umbringt?
Die Müdigkeit, die mich von allem anderen wegholt?
Oder liegt esdaran, dass ich keine Lust mehr auf die Leute habe?

Ich bin nicht unbeliebt, aber ich bin auch nicht sehr beliebt. Ein graues Schaf unter schwarzen, weißen und anderen grauen. Oberflächlicher Kontakt verbindet mich am meisten mit meinen Klassenkameraden, meine wirklichen Freunde sind meilenweit entfernt. 
Ich hatte es gewagt 11 Monate einen Schüleraustausch zu machen: Neue Umgebung, neue "Familie", neue Sprache, neue Kultur, neue Leute.
Die Hälfte nun ist schon fast vorbei, die "Freunde" bleiben rar bis gar nicht vorhanden.

Ist es also die Enttäuschung, keine neuen Freunde zu finden?

Es tut weh, alleine hier zu sitzen. Ich würde gerne einfach mal jemanden umarmen, fest an mich drücken. Ein körperliches Verlangen, das ich nicht beruhigen kann, da ich weder jemanden zum Reden, geschweige denn zum Umarmen habe.

Vereinsame ich?

11. Dezember 2008

B.L.O.G.


Heute ist der Tag, an dem ich beschlossen habe, einen Blog zu errichten. 
Warum schreibt man also einen Blog? 
Ich will euch dort draußen allen erzählen, wie ich das Leben erlebe und das Leben mich. Dieses ganze Chaos, das in mir herrscht, muss neu geordnet werden und ich hoffe, dass ihr mir dabei helfen könnt.
Wir können alle lernen aus den Erfahrungen anderer, sodass wir nicht die selben Fehler begehen und das ist unter anderem auch mein Ziel.
Damit ich so frei wie möglich schreiben kann, halte ich meine Identität anonym - für euch bin ich "Eiskristall". Meine Interessen und wie ich gestrickt bin, findet ihr dann ja so oder so nach einer Weile heraus.

Wie ich auf das Thema "Black Ice" kam? 
Wisst ihr, das Leben ist doch immer eine Rutschpartie und gerade heute, ist es fürchterlich glatt draußen. Kaum war ich heute Morgen die Haustür hinaus, lag ich schon auf der Nase. Manchmal bekommt man blaue Flecken und an anderen Tagen spürt man jeden einzelnen Knochen.

Wenn man Glück hat jedoch, passiert überhaupt nichts und man steht einfach wieder auf.
Genauso ist eigentlich auch das Leben, je nach Laune verändert es seine Richtung.
In diesem Blog will ich euch erzählen, wo bei mir der Wind her weht und in welche 
Richtung mein Wetterhahn schwingt.
Liebe Grüße














P.S.
Bevor er überkocht,
nehme ich Wort für Wort
aus meinem Gedankentopf
und schreibe sie nieder.
- von Helga Schäferling